Zweiter Weltkrieg 1939 - 1945
Einsatz und Ende der Heeres-Nachrichtentruppe der Wehrmacht

Die schon Ende Juli gedeckt ausgelöste Mobilmachung der Heeres-Nachrichtentruppe hatte zur Folge, daß am 26.August 1939 die wichtigsten Truppenteile und Einheiten einsatzbereit zur Verfügung standen:

Bis zum 31.August beendeten weitere 35 Divisions-Nachrichtenabteilungen der 3.und 4.Welle ihre Formierung. Während die Mobilmachung der Divisions- und Korps-Nachrichtenabteilungen des Friedensheeres nur die Erweiterung um eine leichte Nachrichtenkolonne vorsah, mußten die Nachrichtenabteilungen der 2.bis 4. Welle, sowie die Nachrichtenregimenter, die selbständigen Nachrichtenkompanien und die Feld-Nachrichtenkommandanturen neu formiert werden.

Am 1.September 1939 um 4.45 Uhr überschritten deutsche Truppen die polnische Grenze; der Zweite Weltkrieg hatte begonnen. Der Angriff wurde mit großer Wucht geführt und brachte die mangelhaft ausgerüsteten und geführten polnischen Streitkräfte schnell in eine ungünstige Lage. In wenigen Tagen erzielte die Wehrmacht kriegsentscheidende Anfangserfolge und drang tief in das Landesinnere vor. Am 27.September kapitulierte Warschau und am 5.Oktober streckten die Reste des polnischen Heeres die Waffen. Da während der Kampfhandlungen die Fernsprech-Weitverbindungen in der obersten Führungsebene erhebliche Mängel aufwiesen, kamen in Vorbereitung des Unternehmens "Gelb" - Feldzug gegen Frankreich - zahlreiche organisatorische und technische Änderungen zur Einführung.

Am 10.Mai 1940 begann der Angriff gegen Frankreich, nachdem deutsche Truppen vorher bereits Norwegen und Dänemark okkupiert hatten. Obwohl die Führungs-Nachrichtentruppen inzwischen um ein Regiment erweitert worden waren, traten die schon vom Polenfeldzug bekannten technischen Schwierigkeiten erneut auf. Schnell genug führten die raumgreifenden Operationen wieder zu den gefürchteten großen Entfernungen, die bereits in Polen für die Weitverbindungen in der oberste Führungsebene äußerst problematisch waren. Lediglich der verbesserte Ausbildungsstand bei den Regimentern und die effektivere Nutzung der Technik konnten die Auswirkungen in Grenzen halten.

Feldfernlabelbautrupps bauen eine FFK-Stammleitung In der Funk-Empfangzentrale eines Heeresgruppenstabes

In den frühen Morgenstunden des 22.Juni 1941 überschritten die Verbände von 12 Armeen und Panzergruppen die Grenze zur Sowjetunion, nachdem die Vorbereitungen für diesen vertragsbrüchigen Überfall bereits ein Jahr vorher begonnen hatten. Neben der Errichtung eines weitflächigen Kabelgrundnetzes zählte dazu u.a. auch die Bewältigung der Reichweitenprobleme, die in den vorangegangenen Feldzügen die Truppenführung erheblich beeinflußt hatten. Nunmehr kamen die sogenannten Drehkreuzlinien zum Einsatz, die mit Hilfe der Trägerfrequenztechnik Verbindungen über größte Entfernungen sicherten. Dafür waren drei spezielle Führungs-Nachrichtenregimenter aufgestellt worden, die mit den Heeresgruppen- und Armee-Nachrichtenregimentern eng zusammenwirkten. Im Ergebnis dessen entstand schon in den ersten Wochen ein aus Drehkreuz- und Felddauerlinien - später auch aus unbespulten Fernkabeln - bestehendes Verbindungsnetz, das die unermeßlichen Weiten des russischen Raumes überspannte und der Führung sichere Verbindungen garantierte. Das änderte sich jedoch mit dem Erstarken der Partisanenbewegung und den zunehmenden Mißerfolgen der deutschen Wehrmacht. Kennzeichneten die Kabel und Linientrassen einstmals die Hauptstoß- und Vormarschrichtungen der deutschen Verbände, so wiesen sie jetzt den rückwärts flutenden Stäben und Truppen den umgekehrten Weg.

Im April 1945 brachen die deutschen Fronten unter den mächtigen Schlägen der Alliierten endgültig zusammen. Das Heer spaltete sich in verschiedene, voneinander isolierte Gruppierungen, die sich aber zunehmend auflösten. Noch einmal gelang es den übriggebliebenen Führungs-Nachrichtenregimentern, das zusammenbrechende Nachrichtenverbindungsnetz durch ergänzende Leitungsbauten und spezielle Schaltungen kurzzeitig zu stabilisieren, sein Verfall aber war nicht mehr aufzuhalten. Als am 20.April 1945 die letzten Trupps die größte unterirdische Nachrichtenzentrale der Wehrmacht "Zeppelin" in Zossen vor den durchgebrochenen sowjetischen Panzern fluchtartig verlassen mußten, war das der Anfang des sich dann in wenigen Tagen vollziehenden endgültigen Zusammenbruchs des militärischen und staatlichen Verbindungssystems.

In den letzten Maitagen des Jahres 1945 hörten die deutschen Nachrichtentruppen nach einer nur knapp 50-jährigen dynamischen Formationsgeschichte auf zu bestehen. Aus den ersten preußischen Feld-Telegraphenformationen waren auf dem Wege über die sieben Nachrichten-Abteilungen der Reichswehr zahlreiche, flexibel einsetzbare Nachrichtenformationen aller Führungsebenen geworden. Es ist die Tragik der Geschichte, daß die deutsche Nachrichtentruppe ihre Leistungsfähigkeit in zwei schrecklichen Weltkriegen unter Beweis stellen mußte. Aber nur wenige Jahre sollten vergehen, bis sie - allerdings unter anderen Vorzeichen - ihre Fortsetzung in zwei deutschen Armeen fand.

Auszüge aus meinen Zeittafeln u.a. Datensammlungen
zur Formationsgeschichte der Heeres-Nachrichtentruppe im Zweiten Weltkrieg

03.04.1939
Das OKW übergibt den Oberbefehlshabern der Wehrmachtteile den Entwurf der "Weisung für die einheitliche Kriegsvorbereitung Wehrmacht 1939 / 40" in der u.a. festgelegt ist, daß das Unternehmen "Weiß" - der Angriff gegen Polen - so vorzubereiten sei, daß seine Durchführung spätestens am 1.September 1939 möglich ist.

02.07.1939
In Südwestdeutschland beginnt die bis zum 10.07. dauernde "Führer-Nachrichten- und Rahmenübung 1939" an der mehr als 10.000 Nachrichtensoldaten des Heeres teilnehmen und die u.a. der gedeckten Mobilmachung verschiedener Nachrichtenformationen - z.B. der Armee-Nachrichtenregimenter - dient.

23.08.1939
Im vorbereiteten Hauptquartier des OKH in Zossen werden die ersten von der Deutschen Reichspost vorbereiteten Leitungsnetze auf die große Heeresvermittlung aufgeschaltet, die ihren Probebetrieb in dem mehr als 20 Meter unter der Erde gelegenen Nachrichtenbunker "Zeppelin" erfolgreich abgeschlossen hat. Als der Generalstab des Heeres am 25.August die in Zossen errichteten Bunkerbauten bezieht, bestehen stabile Nachrichtenverbindungen zu allen an den deutschen Ost- und Westgrenzen aufmarschierten Armeen.

25.08.1939
Offizielle Verkündung der Mobilmachung, nachdem bereits die Mehrzahl der Verbände und Truppenteile ihre Einsatz- bzw. Marschbereitschaft erreicht hat. Dazu zählen auch die im Frieden nicht existierenden Nachrichtenregimenter:
HGr.NaRgt. 537für Ob.Kdo. HGr.Nord A.NaRgt. 501AOK 3
A.NaRgt. 589AOK 4
HGr.NaRgt. 570für Ob.Kdo.HGr. Süd A.NaRgt. 511AOK 8
A.NaRgt. 549AOK 10
A.NaRgt. 521AOK 14
HGr.NaRgt. 639Ob.Kdo. HGr. C (nur 2 Kpn.)A.NaRgt. 596AOK 1
A.NaRgt. 563AOK 5
A.NaRgt. 558AOK 7

14.09.1939
Mit dem Gefechtsstandwechsel des Heeresgruppenkommandos Süd von Lublinitz nach Kielce entstehen erste Verständigungschwierigkeiten mit dem OKH in Zossen, da die großen Entfernungen die Leistungsfähigkeit der militärischen Fernsprechverbindungen übersteigen. Zur Beseitigung der Schwierigkeiten kommen in verstärktem Maße Kräfte und stationäre Anlagen der Deutschen Reichspost zum Einsatz.

11.04.1940
Mit dem im Oslo-Fjord torpedierten Kreuzer "Blücher" und dem im Skagerak versenkten Transportschiff "Antarktis" geht zahlreiches Gerät und Material der Divisions-Nachrichtenabteilung 234 verloren.

20.05.1940
Nach Rückkehr von einer Frontfahrt zur 6. und 18.Armee berichtet der Chef HNW / WNV dem Chef des Genst.d.H. u.a. daß " .... große Kabelverbindungen vorgetrieben werden über Lüttich, Valenciennes, Amiens und St.Vith - Jemelle - Hirson - St. Quentin."

19.06.1940
Das Fü.NaRgt. 40 entfaltet im Wald von COMPIEGNE eine Nachrichtenzentrale für die dort geplanten Waffenstillstandsverhandlungen und von der in Bousigny stationierten Funkzentrale des OKH wird eine Funkverbindung mit Bordeaux, dem Sitz der französischen Regierung aufgenommen.

10.06.1941
Das OKW / WNV übergibt dem RPM die letzten Forderungen zur Schaltung von Leitungen, insbesondere im Aufmarschraum der HGr.Nord in Ostpreußen. " ..... Die Schaltungen in den bereits bestehenden Kabeln sind bis zum 15.6. durchzuführen. .... Schaltungen im Fk Insterburg - Angerburg - Rastenburg sofort nach Fertigstellung des Kabels, möglichst auch zum 15.6.1941."

07.07.1941
Der Chef HNW / WNV meldet dem Chef des Genst.d.H., " .... daß das Nachrichtennetz für Fernverbindungen bis an die Düna und Pripjet gut entwickelt sei. ..... Eine Herausziehung von Nachrichtenkräften aus der Front "Barbarossa" zugunsten späterer Verwendung in Libyen und Syrien wird jetzt abgelehnt."

13.04.1942
Zur Bewältigung der zunehmenden Transportprobleme beginnt u.a. die Aufstellung spezieller Eisenbahn-Nachrichten-truppen: 3 Regimenter und 3 selbständige Abteilungen.

15.08.1943
Offizielle Einführung des Funkfernschreibverkehrs in der Funkzentrale des OKH im HQu. "Mauerwald" in Ostpreußen. Die verschlüsselten Funksprüche wurden nunmehr mittels Lochstreifentechnik in Minutenschnelle von den Sendern ausgestrahlt. Die technischen Vorbereitungen hierzu hatten schon im November 1942 begonnen.

01.05.1944
Die immer größere Ausmaße annehmenden Verluste und die immer notwendiger werdenden Auffrischungen bzw. Neuaufstellungen zwingen bei den Nachrichtenregimentern zur Auflösung der Stäbe der I. Abteilungen. Die von diesen bisher geführte Kompanien werden dem Regimentsstab direkt zugeordnet. Bei den Korps-Nachrichtenabteilungen wird die zweite Feldfernkabel-Baukompanie aufgelöst und die Personalstärke aller Nachrichtenformationen erheblich verringert.

16.02.1945
Als eine der letzen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des stark angeschlagenen Verbindungssystems im Ruhrgebiet wird auf Wunsch des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion, Speer, das "Wehrmacht-Nachrichtenregiment Ruhr" aus je einer Abteilung des Heeres und der Luftwaffe und einer Funkkompanie der Kriegsmarine gebildet.

06.05.1945
Der Nachfolger Hitlers, Großadmiral Dönitz ordnet " .... unter Aufhebung entgegenstehender Befehle an, daß jede Zerstörung oder Lähmung eines Betriebes ab sofort untersagt wird. Nachrichtenanlagen sind zu schonen."

08.05.1945
Die in den Raum der sogenannten "Alpenfestung" gelangten Teile der Führungs-Nachrichtentruppen werden von dem dort eingesetzten "Bevollmächtigten Nachrichtenführer B" gesammelt und mit Zustimmung der westlichen Siegermächte neu formiert.

09.05.1945
Der "Bevollmächtigte Nachrichtenführer B" befiehlt dem Kommandeur der Führungs-Nachrichtentruppen:
" .... Die gesamte Führungsnachrichtentruppe im Bereich des Führungsstabes B untersteht auch weiterhin truppendienstlich voll dem Kommandeur der Führungsnachrichtentruppe. Die Aufträge an die Führungsnachrichtentruppe ergehen vom Bev.Nachr.Führer B an den Kommandeur der Führungsnachrichtentruppen Süd, der den Einsatz der Führungsnachrichtentruppen entsprechend den Aufträgen befiehlt und die Durchführung überwacht."

22.05.1945
Infolge der Entscheidung des alliierten Oberbefehlshabers, den Stab der Außenstelle OKW / Süd aus der Führung auszuschalten, werden die inzwischen neu formierten Führungs-Nachrichtentruppen - fast 4.000 Mann - (siehe Tabelle)
Führungs-Nachrichtentruppen im Südraum - 20.Mai 1945
Truppenteil Personal       Kraftfahrzeuge      
  Offz. Uffz./Sold. Na.Helfer. Gesamt Pkw Lkw Zugmasch. Kräder
Stab/Bev.Nafü Süd 16 25 10 51 5 4 - 2
Stab/Kdr.d.Fü.NaTr. 6 13 4 23 2 2 - 2
Fü.NaRgt. 601 83 2151 96 2330 33 235 37 19
Fü.NaRgt. 516 31 761 3 795 33 61 5 8
Fü.NaRgt. 40 22 513 - 535 20 59 - 2
NaAbt."Vietze" 4 44 - 48 4 6 - 2
Gesamt Fü.Na.Tr.: 162 3507 113 3782 97 367 42 35
dem die Demobilisierung der deutschen Truppen leitenden Chef des Stabes des ehemaligen OB West unterstellt.